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letzte Aktualisierung am: 01.09.2015

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Geschichte des Kleingärtnervereins

“Volkshaus”  e.V. Meerane

 

I. Historie

1. 1905 - 1932

Der Gartenverein wurde 1905 gegründet. Initiatoren waren das Gewerkschaftskartell, der Sozialdemokratische Verein und die Freie Turnerschaft Meerane. Nach dem Ankauf von ca. 2,4 ha Land an der Friedhofstraße durch die Genossen Emil Schleicher, Albin Littmann und Paul Rauschenbach wurde darauf vorläufig ein Turn- und Sportplatz mit Schrebergärten angelegt. Aus einem alten Zeitungsartikel geht hervor, dass 1906 eine Genossenschaft mit der Bezeichnung „Verein Volkshaus  e. G. m. b. H.“ gegründet wurde. Anfang Oktober1906 wurde dann eine Generalversammlung einberufen, an der ca. 100 Gründungsmitglieder teilnahmen. Laut Kurzchronik des Kleingartenvereins „Volkshaus“ zum 50-jährigen Jubiläum wurden anfänglich nur  organisierte Genossen aufgenommen. Jedes Mitglied musste einen Pflichtanteil von mind. 30 Mark zeichnen.

1907 errichtete man eine 57 m² große hölzerne Unterkunftshalle, zu welcher auch eine Kegelbahn gehörte. Der für 1912 geplante Baubeginn des Volkshauses wurde nicht genehmigt, da die übrigen Meeraner Saalbesitzer dagegen waren. Erst am 1. Mai 1927 konnte die Grundsteinlegung erfolgen. Bauausführender Betrieb war die „Soziale Bauhütte Glauchau“, welche auch die Pläne erstellt hatte.
Der Neubau kostete insgesamt 600.000 RM, die durch die Anteilscheine und einen Zuschuss der Stadt Meerane, davon 265.000 RM als Hypothek, und andere Sponsoren gedeckt wurden. Am 19. November 1927 konnte der vordere Bauabschnitt eingeweiht werden. Im gleichen Jahr erfolgte der Abriss der alten Unterkunftshalle. Im Frühjahr 1928 begann der Erweiterungsbau mit Turnhalle, Kegelbahn, Saal, Bühne, einem Vorführraum für Filme und 4 Wohnungen, Fertigstellung war im Dezember 1928 und die Einweihung im Frühjahr 1929. Laut einem alten Zeitungsausschnitt wurde die Anlage in Regie der gesamten freigewerkschaftlich organisierten Arbeiterschaft von Meerane bewirtschaftet, die Verwaltung oblag 5 Vorstands- und 9 Aufsichtsratsmitgliedern sowie Vertretern der Gewerkschaft.

Die Kleingartenanlage hat heute eine Größe von 1,39 ha. Grund und Boden sind Eigentum der Stadt Meerane. Die Anlage besteht aus zwei nicht miteinander verbundenen Teilen, getrennt durch das Grundstück von Herrn Müller (Bürstenfabrik).  Der obere Teil, rechts neben dem Volkshaus, umfasst 16 Gärten, und war nach Aussage von Herrn Regel früher Brachland. Im unteren Teil, links vom Volkshaus, befinden sich 45 Parzellen. Dieser Teil soll früher eine Müllhalde gewesen sein.
Von den insgesamt 61 Gärten haben 13 zurzeit keinen Pächter.

2. Zeit zwischen 1933 und 1945

Die Gleichschaltung und Zerschlagung der Arbeiterorganisationen und die damit verbundenen finanziellen Auswirkungen zwangen den Verein Konkurs anmelden, sämtliche Anteilscheine mussten nochmal bezahlt werden. Das Volkshaus wurde in „Haus der Deutschen Arbeit“ umbenannt, durch die SA besetzt und für Verwaltungszwecke benutzt. Die Mieter erhielten eine Kündigung, die Kleingärtner mussten ihre Versammlungen in der benachbarten Gartensparte „Grüne Höhe“ oder in Gaststätten abhalten.
Eigentümer des Volkshauses wurde am 29.06.1935 die Stadt Meerane. Der Gartenverein erhielt den neuen Namen „Kleingärtnerverein Erholung“. Nach Kriegsende nutzte die amerikanische Armee den noch existierenden Vereinsschuppen als Proviant- und Medikamentenlager. Bei Eintreffen der russischen Soldaten wurden die Reste der Nahrungsmittel und Medikamente auf dem Vereinsgelände vergraben. Da sich danach keiner mehr an den Platz erinnerte, kamen erst bei Schachtarbeiten 2008 im Rahmen der Elektroerneuerung die Überreste wie Ampullen u. a. wieder zu Tage.

3. 1946 - 1990

Am 11.1.1946 fand die erste Mitgliederversammlung wieder im Volkshaus statt. Die Mitglieder beschlossen, dem Verein wieder seinen alten Namen „Gartenverein Volkshaus“ zu geben.
1960 wurde im Volkshaus ein Lehrschwimmbecken eingebaut. Des Weiteren entstanden zwei neue Gärten. Das Kulturheim erhielt einen anderen Zugang.

In den 80ger Jahren errichteten die Vereinsmitglieder mit Hilfe des VEB Karosseriewerke Meerane einen Kinderspielplatz.

4. 1990 - jetzt

Nach der Wende wurde der Verein als „Gartenhilfe Volkshaus e. V.“ in das Vereinsregister eingetragen, die Bewirtschaftung der Vereinsgaststätte einem Pächter übertragen.

Alle Gärten erhielten einen Wasserzähler, die Gärten 1 – 20 (1990) und die Gärten 21 bis 61 (1994) eine neue Wasserleitung. 2008 erfolgte die Erneuerung der Elektroanlage.
Der Kinderspielplatz wurde vom Eigentümer des Grundstückes, der Stadt Meerane, abgebaut, da die Geräte nicht TÜV-gerecht waren.
Der noch existente und als Lager genutzte Vereinsschuppen wurde 2005 verkleinert. Heute reicht aber der Platz nicht mehr, es ist geplant, die Laube in einem freien Garten mit zu nutzen.

Seit mehreren Jahren gibt es kein Vereinsheim mehr. Leider sind beim Ausräumen der  ehemals genutzten Räume viele Unterlagen weggeworfen worden. Der Verbleib solcher Gegenstände wie z. B. die Vereinsfahne, ist ungeklärt. Die ehemaligen Räume werden u. a. vom Jugendclub „Beverly Hill`s“ e. V. genutzt. Die Nachbarschaft gestaltet sich ohne nennenswerte Probleme. Der Streit, welcher ein angeblich durch Mitglieder des Clubs bei Bauarbeiten beschädigtes Auto eines Gartenfreundes auslöste, und der beinahe eskaliert wäre, ist beigelegt. Die ungehinderte Zufahrt für Autos in die Gartenanlage wird seit dem durch Poller verhindert, bei Bedarf ist jedoch der Schlüssel dafür im Jugendclub erhältlich. Auch wenn diese Maßnahme nicht bei allen Gartenfreunden gleich auf Gegenliebe stieß, haben sich nach Aussage des Vorsitzenden des Gartenvereines, Herrn Jan Regel, inzwischen die Gemüter wieder beruhigt.

Der Rückübertragungsanspruch bezüglich Grund und Boden wurde mit Gerichtsentscheid vom 13.01.2012 abgelehnt. Die Stadt Meerane ist somit seit diesem Zeitpunkt rechtmäßiger Eigentümer des Grundstückes inklusive des „Volkshauses“.



II. Vereinsleben

Vor der Zeit des Faschismus gab es ein reges Vereinsleben. 1924 wurde der Kegelklub „Unkraut“ gegründet. Der Sängerklub „Punkt halb achte“ und die „5 von der Tankstelle“ mit ihrer Ziehharmonika sorgten immer für die richtige Stimmung. Den Namen „5 von der Tankstelle“ erhielten die Gartenfreunde übrigens, da sie mit der Harmonika durch die Straßen zogen und dort, wo noch Licht brannte, „tankten“.
Am 3. Pfingstfeiertag wurden meist im Volkshaus 2 Schweine geschlachtet und von den Mitgliedern restlosverspeist.
Es gab mehrere Spielklubs, den Doppelkopfklub noch zur Zeit des 50-jährigen Vereinsjubiläums 1955.

Während der DDR-Zeit fand jedes Jahr ein großes Vereinsfest statt. Beim Vogelschießen wurde der Schützenkönig ermittelt, welcher im darauf folgenden Jahr samt seiner Frau feierlich mit dem Auto von seiner Wohnung abgeholt wurde. 1955 feierten die Mitglieder das 50-jährige Vereinsjubiläum. Aus diesem Anlass wurde eine kurze Chronik erstellt.

Nach 1990 gab es keine Gartenfeste mehr. Es wird aber jedes Jahr eine Weihnachtsfeier für alle Mitglieder veranstaltet.

Der Verein wird durch einen sechsköpfigen Vorstand geleitet. Ihm gehören außer dem Vorsitzenden und seinem Stellvertreter der Schriftführer, der Kämmerer, der Fachberater und ein Baubeauftragter an. Die Geschäfte kontrolliert die Revisionskommission.

Die Stunden, die als Gemeinschaftsarbeit zu erbringen sind, werden jährlich neu festgelegt. So waren es im Jahr 2011 acht  Stunden pro Garten, für 2012 sind sechs Stunden vorgesehen. Eine Befreiung von der Ableistung gibt es nicht. Da der Verein viele Meter Außenzaun instandhalten muss, werden die Stunden meist dafür sowie für die Pflege freier Gärten verwendet.

Der Verein besitzt die „steuerliche Gemeinnützigkeit“.